Politik

Gestern war ich im Bundeshaus. Ein Haus, aus Steinen von fast jedem
Steinbruch der Schweiz, drei Häuser in einem, in der Mitte mit einer
kupfernern Kuppel. 1902 erbaut, hatte das Bundeshaus als erstes Haus in Bern
elekrtisches Licht. Überhaupt, die Symbolik, besonders in der Ruhmeshalle
ist hochtrabend. Symbolisiert sind z.B. die Landessprachen, die vier
Wirtschaftssektoren, die Kantone, der Rütlischwur, dazu mehrere lateinische
Sprüche und die verschiedenen Berufe. Irgendwie kann sich jeder von der
Symbolik dieses Gebäudes angesprochen fühlen. Mir ist das sympatisch. Der
Bau bietet sich dem Menschen dar, er ehrt ihn. Dass das Auge manchmal
leidet, wenn so viel Farben und Formen auf einem Fleck zusammenkommen, muss
hier entschuldigt werden. Schliesslich ist es ein über hundertjähriges Haus.
Anders dagegen der grosse Platz vor dem Haus. Mit Marmorplatten und
Wasserspiel ist er gleicher, gleichfarbiger, ebener und unscheinbarer, und
geheimnisvoll edel. Die Spielerei des Wasserspiels hat keine Entsprechung in
der Natur. Sie ist nicht der Natur überlassen, sondern den versteckten
Pumpen, die genau vorschreiben, wann sie zu spritzen haben, und wann nicht.
Damit es spielerisch aussieht. Stehen die Pumpen still, wird der Platz noch
geheimnisvoller. Er "strahlt" vor sich hin, wie angelaufenes Silber, und in
mir kommt das Gefühl: So ist es gut, so soll es sein.
Dazwischen liegen hundert Jahre. Im Haus ist alles rund und schnörkelig.
Vielfalt macht das ganze zur Einheit, es finden viele Ornamente und Symbole
Platz, eine bunte Eleganz. Es nimmt die vielen grau- und schwarzgewandeten
Frauen und Männer darin in sich auf. Es verleibt die dort arbeitenden in
sich ein. Strömen die Paralamentarier nach der Session hinaus auf den Platz,
so wird aus dem stillen, grauen Meer ein Thron, er hebt die Menschen empor,
und die Wasserstrahlen blasen wie Fanfaren bei der Ankunft eines Königs.