Brille: Fielmann

Ich brauche eine Brille. Ich brauche wirklich eine Brille. Ursula versteht
dieses Bedürfnis überhaupt nicht. Von ihrem ersten Taschengeld hat sie sich
mit fünfzehn Kontaktlinsen gekauft. Sie hat eine lange Zeit der Abneigung
gegen ihre Brille hinter sich, die sich erst in den letzten Jahren legte.
Und jetzt brauche ich eine Brille. Ich weiss, es ist ein Spleen. Aber
vielleicht brauche ich wirklich eine? Wer sagt denn, dass Brillen nur Helfer
der Augen sein dürfen? Ich glaube, die Brille gäbe mir ein sophisticatederes
Gesicht. Andere machen Schönheitsoperationen, Weltrekorde, schreiben
Doktorarbeiten. Da ist eine Brille doch viel bescheidener. "Wenn's dir
hilft", sagt Ursula, nachdem ich ihr meine Gründe klar und offen dargelegt
habt. Meine Brille wird nicht Helfer der Augen, sondern ein Helfer des
Aussehens. Ein Schmuckstück. Wie ein Ring oder eine Kette, oder eine
Tätowierung oder ein Piercing. Und ich meine mit der Brille nicht eine
windschnittige, glasgetönte und ins Haar gesteckte Markenbrille, sondern die
des gemeinen (in der alten Bedeutung des Wortes) Menschen. Eine silbrige
oder schwarze, mit durchsichtigen Gläsern. Vielleicht nehme ich den Slogan
von Fielmann zu Ernst: Brille Viel-mann. Nein, es ist gesucht, wenn ich
hinter jedem Schmuckstück einen Knacks in meiner Psyche suche. Das Leben
geht weiter. Und wenn ich später einmal den ultimativen Schmuck tragen will,
kaufe ich mir unkorrigierte Kontaktlinsen.


3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
Anonym hat gesagt…

jürg du geilä mensch...

juerg zurbruegg hat gesagt…

gesagt, getan: www.farbform.ch/blog/mitbrille.jpg