Innere Bibliothek und erweitertes Hirn


Letzthin habe ich wieder einen Anlauf genommen, das gesamte Weltwissen durch meine Hände gleiten und sortieren zu wollen. Ein weiterer, unzähliger Anlauf. Es scheint, als würden mir die neuen und neusten Medien regelmässig diesen Wunschtraum bescheren, alles katalogisieren und jederzeit darauf zurückgreifen zu können. Sozusagen eine ganze
Bibliothek von all dem, was ich gelesen und gesehen habe, alles sauber geordnet und innert Sekundenschnelle zugriffbereit.
Frühere Anläufe zur Katalogisierung waren eine eigene Wikipedia, dann verstieg ich mich zu
eigenständigeren Formen der Wissenslagerung wie z.B. ein übers Internet gesteuerter Roboter, der in einem Archiv irgendwo zur den Büchern rollen kann, die mich gerade interessieren und diese mittels eingebautem Scanner übermittelt (Das Projekt kam nie über die Planungsphase hinaus).

Dann aber: Der Moment in dem sich alle diese Träume zerschlugen. Ich kam von einer Lektion Kunst- und Kulturgeschichte nach Hause und wollte das Gehörte irgendwie sichern. Haltbar machen und warm behalten, falls ich es dann einmal benötigen würde. Dann überlegte ich mir folgendes: Meine riesige Enzyklopädie würde ja nie genau mit meinen aktuellen Gedanken
übereinstimmen. Ich würde enorm viel Zeit dazu ver(sch)wenden, die Informationen aktuell zu halten. Aus Zeitgründen würde ich dann vielleicht Artikel aus dem Internet und aus Büchern kopieren, ohne sie zu lesen, nur um voran zu kommen! Damit wäre der ganze Aufwand mit einem Mal fragwürdig. Jede genaue Wissensabgleichung wäre also mit enormem Zeitaufwand und Schreibaufwand verbunden. Beides bin ich nicht gewillt, in dieses Projekt zu stecken.

Deshalb lasse ich diese Idee des "erweiterten Hirns" erst einmal los. Mein organisches Hirn kann
vielleicht nicht ganz so viele Informationen schwarz auf weiss speichern. Doch vielleicht unterschätze ich es einfach, mein Hirn. Das Hirn lässt sich auch mit neuen Erkenntnissen abgleichen- wenn man das will. Wirklich Wissen heisst, von diesem Wissen verändert zu werden. Deshalb benutze ich in Zukunft die Wissensansammlung im Internet und Computer wieder wie gewohnt als Bücher, welche die Ideen eines Autors wiedergeben. Meine gewünschte Auslagerung des Hirns in Bytes und Bits muss sich gedulden, bis es vielleicht technisch möglich ist, sein Hirn technisch zu erweitern (Gedanklicher Zugriff auf Daten). Doch werden diese Daten auch von uns geändert werden können? Ohne Vorbehalt glauben würde ich nur der Bibel. Eine Extension hebräisch und griechisch und einem Zusatzmodul Aramäisch, wäre ein verlockendes Mittel, welches das mühsame Suchen in Wörterbüchern in die Vergangenheit drängen würde.
Schöne, neue Welt!