Härzligs Biilid - es tut mir leid

Schon wieder ist einem Guten Freund ein enger Bekannter gestorben. So oft mit dem Tod konfrontiert zu werden, muss zum Nachdenken anregen. Was tut man als Trauernder? Man versucht den Schmerz zu teilen, einfach da zu sein, die Trauer zuzulassen und den Gestorbenen gehen zu lassen. In der Adelbodner (Schweizer?) Kultur gibt es dafür eine festgelegte Formel: Man wünscht den Trauernden "Herzliches Beileid". Diese Worte beinhalten das oben Gesagte und noch mehr, so viel wie wahrscheinlich die Trauernden denken, dass sie beinhalten.

Den ersten Toten sah ich im Fernsehen. Die erste Beerdigung sah ich im Fernsehen. Dort sagten die Mittrauernden zu den Angehörigen jedoch nicht "Herzliches Beileid", sondern "Es tut mir leid". Dies war für mich lange Zeit missverständlich. Bei uns Zuhause wurde "Es tut mir leid" nur dann gesagt, wenn man auch etwas dafür konnte, sich aber zur Wiedergutmachung durchgerungen hatte. Diese Trauernden im Fernsehen konnten jedoch meist nichts dafür, dass ihr Angehöriger zu beerdigen war, konnten daher auch nichts Wiedergutmachen. Ich war irritiert. Später kam ich dann drauf, dass "leid" und "Leid" wohl dieselben Wurzeln haben.
Im Englischunterricht lernte ich, dass "Es tut mir leid" einfach "Sorry" heisst. Wahrscheinlich sagen sie in den USA bei einer Beerdigung auch "Sorry". Genau weiss ich das nicht, denn ich war dort nie auf einer Beerdigung. Oder doch? Ich war an unzähligen amerikanischen Filmbeerdigungen. Mehr noch als auf Beerdigungen in der Schweiz. Würde ich hier einfach "Sorry" zu meinem Guten Freund sagen, wäre er wohl auch irritiert.