Mehr Blogs und Bilder

Ein dickes Buch besteht aus vielen Worten und Bildern. Ich bin jetzt mal
so frei und zerlege so ein Buch in seine Einzelteile. Alles fängt an bei
den Buchstaben oder Farben. Daraus bilden sich Worte oder Formen, daraus
formt man Sätze oder Bilder. Viele Sätze aneinander oder viele Bilder
nacheinander ergeben ein Buch. So einfach.

Während die 26 Buchstaben von jedem und jeder hier gemeistert werden
können, hapert's bei der nächsten Stufe schon. Das heisst: Nicht alle
Menschen verstehen alle Worte. Nicht jeder kann Worte treffend
gebrauchen. Schon entsteht ein Gefälle, ein Auschluss derer, die
mitreden und derer die das nicht können. Auch bei Sätzen können nicht
mehr alle Menschen mitreden, wegen der Vielfalt der Sprachen sowieso.
Kommt man zu ganzen Büchern, ist die Abgrenzung fast perfekt: Jemand der
ein Buch schreibt, hat drei, vierhundert Seiten Zeit, seine - sei es
noch so abstruse oder einleuchtende- Lebenserklärung darzulegen.

In so langer Zeit kann natürlich fast alles belegt oder widerlegt werden. Das macht die Bücher, die Schrift so gefährlich. Genauso geht es mit Farben, Formen und Bildern. Sie dienen
jedem, der sie braucht. Sie können beliebig eingesetzt werden, sei es zum Guten und zum Schlechten.
Vielleicht traue ich deshalb den dicken Büchern nicht mehr so blind. Sie
sind mir irgendwie suspekt. Dicke Bücher scheinen viele Menschen davon
abzuhalten, in ihnen zu lesen. Diejenigen, die es dennoch tun, können in
Diskussionen das dicke Buch wie einen Schutzschild vor sich halten und
sagen: «Lies erst mal dieses Buch, bevor du weiter mit mir sprichst!»
Dicke Bücher können ihre Leser zu Insidern machen. Genauso geht es mit
Bildern und Künstlern.

Rabbi Hillel wurde einst von einem Römer gedrängt, die jüdische Religion
zu erklären, während er auf einem Fuss stünde. Der Rabbi antwortete:
«Was dir verhasst ist, das tue deinem Nächsten nicht. Das ist die ganze
jüdische Lehre. Alles andere ist ihre Auslegung. Geh, lerne.» Unsere
Situation mag anders sein als bei Rabbi Hillel. Natürlich ist die Welt
komplizierter, als dass man sie zusammenfassen
und auf einen Zettel auf den Kühlschrank kleben könnte. Dennoch ist es
kein Nachteil, die Dinge aufs kleinste zusammenzufassen.