Impressionen eines Schweissers

Ich möchte ein besonderes Erlebnis erzählen. In den vergangenen heissen
Sommertagen brachte es meine Arbeit mehrmals mit sich, dass ich Stahl
schweissen musste. Während man sich im Winter beim Schweissen an der Hitze
aufwärmen kann, ist das Schweissen im Sommer eine Qual. Man muss sich
Kittel, Handschuhe und einen Helm anziehen, brutzelt eine Schweissnaht hin,
um so schnell als möglich das ganze Kostüm wieder zu verlassen.
Dies sind die negativen Eindrücke. Die positiven- oder wenigstens die
interessanten- würde wohl niemand erraten können, darum verrate ich sie
hier: Es ist der Geruch des Schweissdampfes. Wenn man ganz normalen Stahl
schweisst, entstehen ganz unverhofft die kuriosesten Düfte. Letzte Woche
schmeckte ich auf einmal Eukalyptusöl, und je mehr ich in die Nase zog, je
unverkennbarer war dieser Duft. Es roch in der Schlosserei nach
subtropischen Eukalyptuswäldern in Australien! Deshalb liebe ich dieses
Aufkommen von Aromen beim schweissen von Stahl. Ich roch frischen
Fensterkitt, dann Heu, und einmal roch es wie fader Blumenkohl.
Es riecht nicht immer gut. Beim feilen, bohren, sägen riecht man nichts,
ausser den verbrannten, heissen Öl-Dampf; und auch beim trennen,
brennschneiden, und TIG-schweissen kommen keine eigenständigen Gerüche auf.
Es kann also nicht sein, dass ich träume. Aber wenn dann ein bestimmter Duft
sich breit macht, kann es durchaus sein, dass ich innehalte, den Schweiss
und die Schweissnaht vergesse, und inmitten der Eukalyptusbäume und
Koalabären...