Das erste Mal

Ich bin überzeugt, dass selbst oft gehörte und fast plumpe Sprüche wie "der
erste Eindruck hat keine zweite Chance" oder zarte, feine, wie "jedem
Anfang wohnt ein Zauber inne..." (Herrmann Hesse, "Stufen") viel Wahrheit in
sich tragen. Wenn etwas zum ersten Mal geschieht, hat es immer eine ganz
besondere Bedeutung. Die Chinesen sagen: "Auch der längste Weg beginnt mit
dem ersten Schritt". Danach besteht vieles aus der Wiederholung dieses
ersten Schrittes.
Mein Tag ist auf zirka fünfzehn Stunden begrenzt, je nachdem wie viel ich
schlafe. Am Morgen geht die Sonne von auf und ein Tag beginnt, der vorher
nicht war und auch nie mehr sein wird. Jeder Tag beinhaltet diesen Zauber
des Anfangs, jeder Tag erfordert einen ersten Schritt (den aus dem Bett) und
der erste Eindruck beim Aufstehen hat keine zweite Chance. Schon oft kämpfte
ich den ganzen Tag gegen diesen ersten Eindruck.
Ist es deshalb nicht enorm wichtig, womit wir uns nach dem Aufstehen
beschäftigen? Oder noch viel wichtiger, wie wir uns wecken? Wenn mein
Aufwachen solch starken Einfluss auf den Verlauf des Tages hat, muss ich
mich fragen, warum ich mich immer von einem billigen, laut piependen Wecker
wecken lasse, wo doch im ganzen Haus Geräte stehen, die mich am Morgen mit
meiner Lieblings-CD wecken könnten? Nach all den Bildern, die ich im Traum
sehen kann, kommt die Realität des frühen Morgens in Form von Tönen. Für
mich als visueller Künstler ist es daher jammerschade, dass ich auf diese
wichtige erste Zeit keinen Einfluss habe! Das muss ich wohl den
musikalischen Menschen überlassen. Oder ich könnte etwas erfinden, das mich
am Morgen visuell weckt, die verklebten Augen aufreisst und mir visuelle
Impulse für den ganzen Tag gibt. Ja, ich muss gehen...