Musik und die bildnerische Kunst

Die Anderen Gedanken kommen mir im Halbschlaf. Am Abend oder am Morgen, wenn
ich träume oder schlummere, dann brodelt und gart es im Ideentopf. "Blub",
und es kommen Zusammenhänge, die ich so noch nie gedacht habe. Nachdenken
ist meiner Meinung nach nicht allein stures Nach-denken von Gedanken und
Taten anderer Leute oder Gottes, sondern auch ein sich beschenken lassen mit
Geistesblitzen. Während ich tagüber die einen Gedanken schön geordnet
nachdenke, blitzen im Schlummer die Anderen Gedanken durch und vermischen
sich mit dem nachgedachten. Auf einmal ist alles soo einfach, klar und
deutlich. Meist nur für ein paar Momente, bis dann die Wirklichkeit oder der
Schlaf wieder das Kommando übernimmt.
Meine Anderen Gedanken: In der ganzen Stadt und in jedem Heft springt mir in
letzter Zeit das Wort Kunst nur so entgegen. Da ich interessiert bin, lese
ich den jeweiligen Text dazu. Was mir dabei auffällt, ist die Vielzahl von
Meinungen und Definitionen über Kunst. Da ich selber Künstler bin, versuche
ich mich jeweils irgenwie einzuordnen. Doch das ist keine Nische, das ist
ein weites Feld! Es scheint mir, als könnte man sich hinstellen und sagen:
Es werde Kunst! Und es würde Kunst. Und es scheint mir, als würde jeder
zweite dies entdecken und dann auch tun. Das nervt. (Bei der Theologie tut
das eigentlich auch fast jede und jeder). Da kam mir im Bett der Vergleich
zur Musik. Auch fast jede macht ein bisschen Musik. Kaum eine Wohnung in der
nicht ein Klavier, eine Gitarre oder wenigstens eine Flöte zu finden wäre.
Es gibt viele, die in einer Gruppe zusammen spielen, in einem Verein, in
einer Kirche, in einer Band. Und singen sowieso. Da merkte ich, dass ich
Kunst mit Kunst verwechselte. Dass "kreativ sein" und "gerne gestalten" kein
freches Ergreifen des heiligen Wortes "Kunst" ist, und dass ich mich
vergeblich genervt habe. Ich muss meinen eigenen Weg finden. Ich darf mich
freuen am Inflationären Gebrauch des Wortes Kunst, weil das Wort -gleich wie
"Musik"- eine so grosse Bedeutung hat, dass es nicht nur ein paar
Eingeweihten zur Verfügung steht. Ich habe ja selber eine Gitarre Zuhause.
Aber ich bin und werde nie ein Jimi Hendrix sein. Singen tu ich auch, und
trotzdem bewundere ich Sänger wie Bono oder Pavarotti.