Euphrat und Tigris

Ausreisen.
Nun stellen Sie sich vor, sie wandern in einem Land. Man kommt zurück aus den Ferien und will erzählen- oder man hört jemandem zu, der in den Ferien war. Die Erlebnisse kommen nicht einfach zu einem, man muss sie schon erleben. Man muss eintauchen in das fremde Land, um Erlebnisse zu haben. Man geht, schaut sich dort um, lässt sich ein, kommt zurück und Verarbeitet das erlebte. Bloss Reiseführer kaufen geht nicht. Filme schauen auch nicht, Bücher, Postkarten, alles sind nur Annäherungen. Man kann mit ihnen das erlebte, das erfahrene präzisieren. Man gleicht es ab mit anderen, die die gleiche Erfahrung gemacht haben, man hat ein Vokabular, eine Gemeinsamkeit, eine Geschichte.

Kunst ist ein Land.
Vielleicht so wie Afrika: Oft meint man damit ein Land und es ist doch ein Kontinent. Es stellt unsere Vorstellung kopfüber. Wir reisen also weg von unserer gewohnten Schweiz in ein anderes Land. Das geht zuerst ohne grössere Strapazen, man landet mit dem Flugzeug im fernen Land. Dann öffnen sich die Türen und man verlässt den Schutz der kleinen Schweiz, die auf Flugzeuggrösse geschrumpft ist endgültig. Das Land bestimmt nun den Takt.
Ich meine, wenn einem Kunst berühren soll, muss man sich auch darauf einlassen. Sonst sieht man nur die Oberfläche, und die spiegelt und man sieht in schlimmsten Fall nur sich selber darin. Die Gründe und Konstrukte, die man bisher gedacht und geglaubt und darauf aufgebaut hat. Ich will aber Erfahrungen.
Fahren wir weiter fort mit unserer Reise: Was fällt auf? Die Sprache ist anders. Aber zum Glück ist in beiden Ländern das meiste in Englisch angeschrieben. Das Klima ist anders. Die Menschen sind anders. Geht man dorthin um etwas zu holen oder um etwas zu bringen? Ideal wäre, man würde Verständnis bringen und Erfahrungen holen. Aber oft bringt man Skepsis und holt sich die Bestätigung derselben. Vielleicht nimmt man sich vor, als Gast zu kommen und höflich zu schauen. Doch anders als in einem Buch ist man ja real mittendrin; die Höflichkeit und das Verständnis werden nicht erwidert, sogar falsch verstanden. Aber: Man prägt die Kultur mit, in die man geht.