Von Namen, Nationalräte und Riesen

Eben musste ich über dreihundert Briefe adressieren, dann den hundert (oder
zweihundert?) Nationalräten Briefe schicken, d.h. Etiketten kleben, Brief
ins Couvert, Couvert zukleben und zur Post karren. Von meiner Abneigung
gegenüber der Schweizer Post, dem gelben Riesen will ich erst einmal gar
nichts sagen. Sonst müsste ich auch meine Zuneigung zum orangen Riesen
beschreiben, und wiederum eine Ablehung gegenüber dem grünen Riesen, dem
Militär. Seit ich Zivildienst leiste, ist das Militär aber kein Riese mehr
für mich. Es ist ein kleiner Zwerg, der mich aber dennoch zwicken kann. Dies
darum, weil der Zivildienst auch militärisch aufgebaut ist, und weil ich am
Morgen des zweiten Tages Grippe nicht den Arzt aufsuchte, wird gegen mich
nun ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Uuuuh! Färbt sich mein blankes
Strafregister langsam schwarz? Oder ist schwarz gar keine Farbe? Gibt es
einen schwarzen Riesen? Oder nur den Peter? Peter gibts ja bis hinauf in den
Nationalrat, es gibt sie als Vor- und Nachnamen, überhaupt: Namen.
Nach mehr als vierhundert Briefen mit Adressetiketten mit je einem Namen bin
ich überwältigt von der Vielfalt der Namen, die es schon nur in der Schweiz
gibt. Aber ich bin unglücklich darüber, dass die Namensgebung des Nachnamens
einmal abgeschlossen wurde. Bei den meisten Europäern war das schon im
Mittelalter der Fall, bei einigen Juden erst Anfang des letzten
Jahrhunderts. Wir haben da eine Verkürzung der Namen auf Mittelalterliche
Lebenswelten! Müller, Wagner, Meier, und so weiter, aber keine CEO,
Raumpfleger, Elektroniker, dafür alle veralteten Ortsnamen,
Zurautobahnbrücke anstatt Zurbrügg, Bahnhofsplatzer anstatt Wieser, und so
weiter. Und trotzdem: Die Menschheit ist zu einem grossen Teil mit mir
unverständlichen Namen versehen, weil ich deren Sprache nicht kann. Da kann
ich mich an die mittelalterlichen Namen gewöhnen, wie bisher.
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