Zweitausendundeineacht

Ein neues Jahr beginnt!

Wir waren fünf Tage in Paris und am ersten Januar waren fast alle Geschäfte geschlossen. Der junge Mann an der Reception beteuerte mit leuchtenden Augen: "Oui Monsieur, le premier c'est pour toute le monde le premier!" Ob er auf die verzwickte Situation von Ramadan, Weihnachten und Freitag, Sabbat und Sonntag hinwies, die in der internationalen Stadt Paris manchmal verwirren sein dürfte? Vielleicht hat die Welt mit dem ersten Januar einen gemeinsamen Festtag gefunden, der die weltweite Sehnsucht nach Ausbrechen und Einhüllen, Festen und Fasten stillt? Der Jahreswechsel als den Tag der Wahrheit für alle Menschen, die sich ausloten zwischen Exzess und guten Vorsätzen.

Gute Vorsätze sind ja so verpönt. Ich meine, dass damit die Chance auf einen Neuanfang verneint wird. Ohne die Guten Vorsätze am 1. verkommt das rauschende Fest am 31. zu einem blossen Abschiednehmen, zur Sinnlosigkeit. Man kann nicht nur Abschied nehmen, man muss auch begrüssen, umschlingen, bevor man loslässt.

Neue, gute Vorsätze an Neujahr gehören zum Abschied von all den verpassten Chancen, verlorenen Kontakten, all dem Müll der sich im Lauf des Jahres angesammelt hat. Sicher brauchen Gute Vorsätze eine Leitplanke, damit sie nicht zur Geissel für den müden Neujahrsmenschen werden. Es sollten Chancen formuliert werden, von denen man sich wünscht, dass sie geschehen. Jeder Mensch braucht einen "le premier", wenn sich etwas verändern soll. Der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Dieser muss ja nicht immer im
Januar geschehen, aber wieso nicht?

Ich wünsche Ihnen allen ein Gutes Neues Jahr