Drumherum und einmal Mittendrin

Achtung, ich versinke: Ich war Teil von Vorgängen, die im Nachhinein von
anderen Teilhabenden ganz andes gedeutet wurden, als ich es tat.
Manchmal wurden sie sogar gegenteilig gedeutet. Ich durchlebte
Situationen entspannt, von denen Freunde später berichteten, es seien
die bewegtesten Zeiten ihres Lebens gewesen. Andere Situationen erlebte
ich spannend, nervenzerreissend, während meine Freunde gelangweilt
dabeisassen.

Einmal bin ich Drumherum und einmal Mittendrin.

Nicht dass es ein Entweder-Oder gäbe, wenn ich von Mittendrin oder
Drumherum spreche. Es gibt hier nur Tendenzen. Wenn man sich mittendrin
in einer Situation befindet, erlebt man die Sache als spannend und
prägend. Dabei ist man sogenannt Betriebsblind. Es fehlt an der
sogenannten Objektivität. Nimmt man dagegen ein wenig Abstand, kann man
die Geschehnisse leicht analysieren, man ist jedoch nicht mehr richtig
mittendrin.

Mittendrin sein setzt Vertrauen voraus. Gebe ich mich ganz in eine Sache
oder Situation, muss ich vertrauen, dass hinter meinem Rücken meine Welt
nicht aus den Fugen gerät. Ansonsten lasse ich lieber ein Standbein im
Vertrauten und lasse das Spielbein mittendrin in einer Situation
spielen. Somit verliere ich meine Einfältigkeit und werde wunderbar
objektiv. Stelle ich mir vor. Aber ich denke, dass das täuscht. Hätte
ich Vertrauen in mein Umfeld, könnte ich ganz eintauchen, ohne
Standbein, voll ins Leben und in der Situation leben. Mittendrin.

Dieses Vertrauen kann ich nicht überall voraussetzen. Manche Leute
öffnen sich erst, wenn man zu zweit ist. Ist das die Konstellation, der
sie vertrauen? Andere vertrauen nur ihrer Familie, ihrem Dorf, ihrem
Land. Gruppen, Ausländer, Fremdes könnte dann gleichgesetzt werden mit
Distanz, Gefühlskälte und Drumherum. Ich stelle mir die Frage, wieweit
ich in diesem Blog Vertrauen voraussetzen kann? Ich habe das Gefühl,
dass dem Internet ein grosser Vertrauensvorschuss gegeben wird.
Vieleicht deshalb, weil das der Computer, auf dem ich schreibe, das
Zimmer in dem ich vor dem Computer sitze, mir Vertrauen gibt?

Ich denke, dass es hier nicht um ein Erreichen eines gewissen Punkts am
Horizont geht, sondern ein Erleben des Moments, in dem ich gerade stehe.
Leidenschaft. Mittendrin. Jetzt.